Kyotos Kaffeekultur trifft Portland: Warum der Stumptown Coffee im Ace Hotel ein echtes Must-Visit ist

Die Außenansicht von Stumptown Coffee ist sehr zurückhaltend – nur ein kleines englisches Schild an der Backsteinwand
Die Außenansicht von Stumptown Coffee ist sehr zurückhaltend – nur ein kleines englisches Schild an der Backsteinwand

Wenn ich für Erledigungen oder einen kleinen Einkaufsbummel nach Kyoto Kawaramachi (河原町) gehe, laufe ich inzwischen fast automatisch dieselbe Runde. Nachdem das Nötige getan ist, schlendere ich meist durch die überdachten Einkaufsstraßen Teramachi-dori und Shinkyogoku Shopping Street – zwei der belebtesten Einkaufsarkaden in Kyoto –, mache dann einen Stopp bei Kyoto Yaoichi Honkan, einer historischen Feinkosthalle, und lande am Ende fast immer bei Shinpuhkan, einem neu gestalteten Backstein-Komplex mit Shops und Cafés.

Egal ob zum Essen, nur zum Schauen oder einfach um ein paar Schritte zu sammeln – diese vertraute Runde bringt mich locker über 8.000 Schritte am Tag. Und doch passiert mir jedes Mal dasselbe: Ich gehe am Erdgeschoss von Shinpuhkan vorbei, dort wo Stumptown Coffee Roasters liegt, und laufe einfach weiter, ohne jemals hineinzusehen.

Bis zu diesem einen Nachmittag Ende August, drückend heiß und schwer von Sommerluft, als ich plötzlich dachte: Jetzt oder nie. Und ich betrat zum ersten Mal dieses Café, an dem ich schon unzählige Male vorbeigegangen war.

Stumptown Coffee Roasters wirkt nach außen erstaunlich bescheiden. Das englische Logo ist schräg an der Wand angebracht, zur Innenhofseite von Shinpuhkan hin. Eigentlich wollte ich mir drinnen einen Platz suchen, aber nach ein paar Schritten war klar: Der Raum ist kleiner als erwartet: hauptsächlich Tresenplätze entlang der Wand, mit hohen Hockern – eher „kurz reinschauen, bestellen, weiterziehen“ statt klassisches Sit-in. Und dann wurde mir schlagartig klar: Man kann seinen Kaffee (und Gebäck) einfach mit rüber in die Lobby des Ace Hotel nebenan nehmen.

An diesem Tag habe ich mir einen Hafermilch-Latte, einen Americano und ein Rosinengebäck bestellt. Der Kaffee war weich und rund, das Gebäck knusprig und buttrig-duftend, dazu leise Musik im Hintergrund – genau dieses Tempo, in dem man automatisch langsamer atmet. Von der Stimmung her liegt es irgendwo zwischen lässiger Hotel-Lounge und Café in Kyoto: entspannt, aber mit Stil.

Ganz ehrlich: Normalerweise trinke ich ungern Kaffee in Hotellobbys. Oft wirkt alles zu formell, zu geschäftsmäßig, und ich fühle mich eher beobachtet als willkommen. Doch die Lobby des Ace Hotel Kyoto hat dieses Bild komplett verändert: ein hoher, offener Raum voller Charakter und Design, in dem Zedernholz aus Kyoto, gehämmertes Kupfer, patinierter Stahl und Sichtbeton miteinander kombiniert werden – eine sehr besondere Mischung aus Organischem und Industrial-Charme. Zeitgenössische Kunst aus Japan und von der US-Westküste hängt an den Wänden, und die Sofas entlang der Fensterfront wirken fast so, als würden sie einen wortlos einladen: Setz dich hin. Bleib ein bisschen.
Besonders eindrucksvoll sind die rundbogigen Fenster und die massiven Ziegelwände aus dem ehemaligen zentralen Fernsprechamt von Kyoto (1920er-Jahre), die heute helle, sonnendurchflutete Ecken rahmen – freundlich statt einschüchternd. Die Grenze zwischen Lobby und Café löst sich fast auf: Eine moderne, geometrische Fassade greift den Rhythmus traditioneller machiya-Stadthäuser auf und haucht einem historischen Gebäude neue Energie ein. Egal, ob man tatsächlich im Ace Hotel Kyoto wohnt oder einfach nur als Besucher durch Shinpuhkan spaziert – man fühlt sich sofort wohl.

Hinter der Sofa-Lounge steht außerdem ein großer Gemeinschaftstisch – perfekt für alle, die den Laptop aufklappen und ein bisschen arbeiten möchten. In die Tischplatte sind Steckdosen eingelassen, und es ist völlig normal, dass Leute konzentriert tippen. Für mich war das nicht nur eine kurze Pause zwischendurch. Es wurde zu einem kleinen, sehr gemütlichen Arbeitsplatz in Kyoto, an dem ich problemlos länger bleiben konnte.


Stumptown Coffee Roasters Kyoto: Third-Wave-Kaffee-Pionier im Shinpuhkan-Komplex

Innen gibt es nur wenige Sitzplätze – hauptsächlich lange Theken an der Wand mit hohen Hockern
Innen gibt es nur wenige Sitzplätze – hauptsächlich lange Theken an der Wand mit hohen Hockern

Ich sitze in der Sofa-Ecke von Stumptown Coffee, nippe an meinem Latte und beobachte die Reisenden, die kommen und gehen – und da ist dieses Gefühl: Dieses Café ist anders. Aus Neugier hole ich mein Handy heraus und google schnell. Und ja: Stumptown Coffee Roasters ist alles andere als ein gewöhnliches Café.

Stumptown Coffee wurde 1999 vom Kaffeeliebhaber Duane Sorenson in Portland, Oregon gegründet. Der Name „Stumptown“ stammt direkt vom Spitznamen der Stadt: Im 19. Jahrhundert wuchs Portland so schnell, dass ganze Flächen gerodet wurden – überall blieben Baumstümpfe zurück. Die Bezeichnung blieb hängen. Der Markenname spielt also bewusst auf Herkunft, Handwerk und Transparenz an – Werte, die Stumptown Coffee Roasters zu einem der frühen Wegbereiter der Third-Wave-Kaffeekultur gemacht haben.

Für Stumptown Coffee ist Kaffee nicht nur ein schneller Wachmacher. Er wird eher wie Wein verstanden – mit Aufmerksamkeit für Terroir, Aufbereitung und Röstprofil. Charakteristisch ist der Ansatz Direct Trade: direkte Zusammenarbeit mit Kaffeebauern, ohne Zwischenhändler, mit klarer Nachverfolgbarkeit und fairer Bezahlung.

Mit genau diesem Anspruch wird Stumptown oft gemeinsam mit Blue Bottle und Intelligentsia als eine der großen drei Marken des Third-Wave Coffee genannt. Unter den Röstungen gibt es eine Mischung, die fast schon zum Synonym der Marke geworden ist: Hair Bender.

Der Name Hair Bender hat eine ziemlich besondere Geschichte. Die erste Röstmaschine von Stumptown stand in einem ehemaligen Friseursalon namens „Hair Bender“. Aus diesem Ort wurde die Haus-Espressomischung benannt. Sie ist bekannt für Noten von dunkler Schokolade, Kirsche, Toffee und Zitrus – und bildet die Basis für unzählige Espresso-Getränke.

Spannend ist auch, dass Stumptown Coffee bei der ersten Expansion ins Ausland nicht Tokio oder Seoul gewählt hat, sondern Kyoto. Kyoto ist bekannt für traditionelles Handwerk, feine Detailliebe und einen ruhigeren Lebensrhythmus. Genau diese Haltung passt perfekt zu dem, was Stumptown mit Kaffee verbindet.

Was ist Third-Wave Coffee?

Third-Wave Coffee (Third-Wave-Kaffee) beschreibt eine Spezialitätenkaffee-Bewegung, die den Weg der Bohne „vom Samen bis in die Tasse“ ernst nimmt. Es geht um Herkunft, Verarbeitung, Röstung und Zubereitung – Kaffee wird als handwerkliches Produkt verstanden, nicht nur als Koffeinquelle.

Ganz grob hat sich die Kaffeekultur in drei Wellen entwickelt:

       
  • First Wave: Massenproduktion, Verfügbarkeit, Bequemlichkeit. Löslicher Kaffee, Dosenkaffee – Kaffee wird zum Alltagsprodukt für Millionen Menschen.
  •    
  • Second Wave: Marke und Lifestyle. Starbucks ist das klassische Beispiel: Cafés werden zu sozialen Orten, Lattes und Cappuccinos werden Mainstream, auch wenn die Herkunft der Bohne nicht unbedingt im Mittelpunkt steht.
  •    
  • Third Wave: Präzision, Handwerk, Qualität. Kaffee wird als Specialty Crop verstanden. Baristas arbeiten wie Winzer: Sie betonen Ursprung, Geschmack, Röstung, Brühmethode. Typisch sind Single-Origin-Bohnen, Direct Trade, Handaufguss, Aeropress – alles mit dem Ziel, die individuelle Aromatik jeder Bohne herauszuholen.

Wenn wir also von Third-Wave Coffee sprechen, dann meinen wir ein Bewusstsein dafür, wo der Kaffee herkommt – und warum er so schmeckt. Stumptown Coffee Roasters gehört zu den Marken, die diese Bewegung aus der Nische in den Alltag gebracht haben.


Kyotos Kaffeekultur × Stumptown: Moderne trifft auf Tradition

Stumptown Coffee teilt sich die Lobby des Ace Hotel Kyoto – mit Sofas und einem langen Gemeinschaftstisch
Stumptown Coffee teilt sich die Lobby des Ace Hotel Kyoto – mit Sofas und einem langen Gemeinschaftstisch

Kyoto gilt oft als so etwas wie die Kaffee-Hauptstadt Japans – die Dichte an Cafés ist erstaunlich. Von Retro-Klassikern wie INODA COFFEE, kultigen Salons wie Salon de thé FRANÇOIS (フランソア喫茶室), traditionsreichen Stadthäusern wie Sweets Cafe KYOTO KEIZO und alten westlich geprägten Kaffeehäusern wie Gospel Cafe bis hin zu sehr zeitgenössischen Marken wie % Arabica – jedes einzelne Café, ob alt oder neu, hat seine eigenen Stammgäste. Vielleicht hat Stumptown Coffee deshalb nicht das schnelle, laute Tokio gewählt, sondern Kyoto: eine Stadt, in der der Alltag langsamer fließt und in der kleine Details Wertschätzung bekommen.

Besonders spannend ist, dass das Café im Erdgeschoss des Ace Hotel Kyoto liegt. Das Hotel selbst befindet sich in Shinpuhkan, dessen Herzstück das historische ehemalige zentrale Fernsprechamt von Kyoto ist – entworfen 1926 vom Architekten Tetsuro Yoshida. Dieser ikonische Backsteinbau aus der Taishō-Zeit (1920er-Jahre) stand damals für Kyotos frühen Aufbruch in die Moderne. Mit seiner Ziegelfassade und den Rundbögen war es einst ein Wahrzeichen entlang der Karasuma-dori und hat die Stadtentwicklung durch die Showa-, Heisei- und bis in die Reiwa-Ära erlebt.

Heute wurde das Gebäude sorgfältig neu gedacht – unter der Leitung von Kengo Kuma & Associates, die Architektur, und dem Interior-Design-Studio Commune Design aus Los Angeles. Das Team hat Altes und Neues quasi „zusammengenäht“: Die historische Substanz bleibt spürbar, wird aber mit zeitgenössischer Formsprache ergänzt. Kengo Kuma brachte die Idee von „Straßen, die durch das Gebäude fließen“ ein – zwei öffentliche Passagen verbinden den alten und den neuen Flügel. So wirkt die Architektur wie eine Fortsetzung der Stadt, nicht wie eine Grenze. Dieses Prinzip erinnert an den traditionellen tōriniwa (Durchgangshof) in Kyotos machiya-Stadthäusern – und greift gleichzeitig die Vision des Ace Hotel auf, ein „öffentliches Wohnzimmer“ für Kyoto zu sein.

Das Leitmotiv – „ein dichter Garten aus Vergangenheit und Gegenwart“ – verpasst dem fast hundert Jahre alten Backsteinbau eine neue Lebendigkeit. Internationale Designelemente treffen auf lokale Materialien und Geschichten. In genau dieser Atmosphäre ist Stumptown Coffee zu einer entspannten, aber stilvoll wirkenden Ecke geworden – für Menschen aus Kyoto genauso wie für Reisende.


Stumptown Coffee Menü|Specialty Coffee & Frisch gebackene Pâtisserie

Entspannt auf den Sofas sitzen und den Menschenfluss im „öffentlichen Wohnzimmer“ des Ace Hotel beobachten
Entspannt auf den Sofas sitzen und den Menschenfluss im „öffentlichen Wohnzimmer“ des Ace Hotel beobachten

Auf der offiziellen Karte von Stumptown Coffee Kyoto stehen zwar nur Kaffee, Tee und Softeis, doch Gäste können auch täglich frisch gebackene Pâtisserie genießen. Diese Backwaren sind nicht fest im Menü vermerkt – sie werden jeden Tag vom hauseigenen Pâtisserie-Team des Ace Hotel frisch zubereitet. Meist gibt es klassische Optionen wie Croissants oder Donuts, ergänzt durch saisonale Spezialitäten wie den Yuzu-Donut oder zeitlich limitierte Kreationen wie den Erdbeer-Donut. Gemeinsam von den Köchen des Ace Hotel und Stumptown entwickelt, verleihen diese Kombinationen der Kaffeekultur in Kyoto eine neue, feine Note – und sind sicher einer der Gründe, warum viele Stammgäste immer wiederkommen.


Stumptown Coffee Kyoto: Must-Drink & Must-Eat Empfehlungen – was man wirklich probieren sollte

Für Espresso-Liebhaber stechen die Getränke hier besonders hervor – und die Gebäcke sind ebenso beeindruckend
Für Espresso-Liebhaber stechen die Getränke hier besonders hervor – und die Gebäcke sind ebenso beeindruckend

Im Stumptown Coffee Kyoto geht es nicht nur um Kaffee – auch die Getränke und Pâtisserie sind echte Highlights, auf die Stammgäste schwören.

Must-Try Kaffees

       
  • Hair Bender Blend: Die charakteristische Basis für Espresso, Latte und Americano – mit Noten von dunkler Schokolade, Kirsche, Toffee und Zitrus. Ein echter Klassiker unter Kaffeeliebhabern.
  •    
  • Oat Milk Latte: Eine harmonische Balance aus kräftigem Espresso und der natürlichen Süße von Hafermilch – einer der beliebtesten Drinks in Kyoto.
  •    
  • Cold Brew: Klar, kühl und belebend mit angenehmer Säure – der perfekte Begleiter während der feuchtwarmen Sommer in Kyoto.
  •    
  • Saisonale Specials: Kreative Getränke mit Yuzu oder Kyoto-typischem schwarzem Shichimi-Gewürz – ein spielerischer Twist, den es nur in der Kyoto-Filiale gibt.

Must-Try Gebäck & Süßes

       
  • Yuzu-Donut: Frisch, zitrushell und angenehm süß – wird in Online-Rezensionen fast einstimmig gelobt.
  •    
  • Rosinengebäck: Das, was ich bei meinem Besuch probiert habe – außen knusprig, innen großzügig mit süßen Rosinen gefüllt und perfekt zu einem Latte.
  •    
  • Croissant: Zartblättrig, reich an Butter und wunderbar aromatisch – ein zeitloser Favorit der Gäste.
  •    
  • Black-Shichimi-Cookie: Mit Kyotos ikonischer schwarzer Shichimi-Gewürzmischung – süß mit einer feinen, leicht pikanten Note, die lange nachklingt.
  •    
  • Herzhafte Optionen: Hin und wieder tauchen auch pikante Varianten auf – etwa Croissant-Sandwiches oder ein kleiner Geheimtipp: das Kujo-Frühlingszwiebel- und Shirasu-Ei-Sandwich.

Nach all dem habe ich mir still meine eigene „Nächstes-Mal-Liste“ gemacht: Im Sommer ein Cold Brew mit Yuzu-Donut, im Winter vielleicht ein Lebkuchen-Latte mit Black-Shichimi-Cookie. Ich glaube, meine Ausrede für den nächsten gemütlichen Nachmittag hier in Kyoto steht schon fest.


Stumptown Coffee Kyoto im Ace Hotel | Shop-Informationen


Fazit: Eine Tasse Kaffee – ein Stück Kyoto

Für mich ist Stumptown Coffee Kyoto weit mehr als nur ein Ort für einen schnellen Kaffee – es ist ein Platz, an dem Kulturaustausch lebendig wird. Als Ausländerin, die in Kyoto lebt, schätze ich besonders diese harmonische Verbindung aus globaler Marke × lokaler Kultur.

Hier kann man den Laptop aufklappen und den Tag festhalten oder einfach in einem Sofa versinken und das Kommen und Gehen der Reisenden beobachten. Wenn sich das Aroma eines Latte mit der Süße eines Rosinengebäcks mischt, fühlt es sich an, als säße man gleichzeitig in Portland und in Kyoto.

Wer eine Reise nach Kyoto plant und ein Café erleben möchte, das Specialty Coffee, innovatives Design und lokale Atmosphäre vereint, sollte Stumptown Coffee Roasters Kyoto unbedingt auf seine Must-Visit-Liste setzen.