Manchmal sind die schönsten Reisen genau jene, die man nicht plant – man geht einfach los.
Einer der größten Vorteile des Lebens in Kyoto ist die unmittelbare Nähe zur Natur. An einem sonnigen, wolkenlosen Herbstsamstag fühlte es sich fast verschwenderisch an, drinnen zu bleiben. Also sprang ich spontan in die Eizan Electric Railway und stieg anschließend in die Hiei-zan-Seilbahn um – und schon war ich unterwegs auf einen spontanen Halbtagesausflug zum Berg Hiei. Keine Stunde später lag der Trubel der Stadt weit hinter mir: klare Bergluft, sattes Grün und der funkelnde Biwa-See breiteten sich unter mir aus. Die Hügel waren bereits von den ersten Herbstfarben überzogen – ein Beweis dafür, dass die einfachsten Ausflüge oft die unvergesslichsten sind.
Der Berg Hiei ist Kyotos Rückzugsort direkt vor der Haustür. Er liegt zwischen den Präfekturen Kyoto und Shiga und gilt seit Jahrhunderten als heiliger Ort des japanischen Buddhismus. Hier befindet sich der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Enryaku-ji-Tempel, die Wiege der Tendai-Schule und ein bedeutendes Zentrum buddhistischer Kultur. Beachte: Am Gipfel ist es oft spürbar kühler als unten in der Stadt – eine willkommene Abkühlung an warmen Tagen.
Doch der Gipfel des Bergs Hiei bietet weit mehr als Geschichte. Von oben wirkt der Biwa-See wie ein Saphir, eingebettet in die Berglandschaft; sein Wasser schimmert je nach Licht in neuen Nuancen. Die Luft riecht frisch und erdig, nach Gras und feuchter Erde. Ein tiefer Atemzug – und ein Gefühl von Ruhe breitet sich aus, fast so, als würde der Stress einfach dahinschmelzen.
Was ich am Reisen in Japan besonders schätze, ist der unkomplizierte Zugang zur Natur – ganz ohne Auto. Ob Kurama, Kibune oder der Berg Hiei – eine kurze Zug- oder Busfahrt genügt, und man steht mitten im Wald. Die Berge sind immer nah: ideal, um kurz zu entfliehen und genauso schnell zurückzukehren. Die meisten Strecken akzeptieren IC-Karten wie ICOCA oder Suica; separate Tickets braucht man daher selten.
Wie kommt man zum Berg Hiei: Zwei Hauptrouten
Die zwei gängigsten Wege zum Berg Hiei führen entweder über die Eizan Electric Railway mit Umstieg in die Hiei-zan-Seilbahn oder über eine Kombination aus U-Bahn und Bus. Welche Route für dich am besten geeignet ist, hängt davon ab, wo du in Kyoto übernachtest.
Top-Empfehlung: Eizan-Bahnroute (ideal für Aufenthalte rund um Kawaramachi oder Demachiyanagi)
Abfahrt: Nimm die Eizan-Hauptlinie ab der Station Demachiyanagi. Wenn du nahe Kawaramachi wohnst, fahre zuerst mit der Keihan-Linie nach Demachiyanagi.
Ankunft: Steige an der Station Yase-Hieizanguchi aus. Die Fahrt dauert etwa 15 Minuten.
Fahrpreis: Rund 280 Yen (je nach Abfahrtsstation leicht unterschiedlich).
Highlight: Vom Bahnhof sind es nur knapp eine Minute zu Fuß bis zur Seilbahn – extrem unkompliziert! Die Bahnhöfe verfügen über klare englische Beschilderung; im Zweifel lohnt sich ein kurzer Blick auf die Anzeigetafeln oder eine Nachfrage beim Personal.
Die Eizan Electric Railway ist eine landschaftlich reizvolle Lokalbahn, die durch grüne Wohnviertel und ruhige Täler Kyotos fährt – perfekt für eine entspannte, entschleunigende Anreise. Achte jedoch darauf, im richtigen Zug zu sitzen! Nach der Station Takaragaike teilt sich die Linie: Ein Zweig führt nach Kibune und Kurama, der andere nach Yase-Hieizanguchi.
Alternative: U-Bahn + Bus (ideal für Aufenthalte rund um den Kyoto Bahnhof oder Shijo-Karasuma)
Schritt 1: Vom Kyoto Bahnhof die Karasuma-U-Bahnlinie bis zur Station Kokusaikaikan nehmen (ca. 20 Min., ~290 Yen).
Schritt 2: In den Kyoto Bus Nr. 17 oder 19 Richtung Ohara umsteigen (ca. 14 Min. bis „Yase Eki-mae“, ~230 Yen).
Letzter Schritt: Von „Yase Eki-mae“ sind es nur wenige Gehminuten bis zur Seilbahnstation.
Diese Route erfordert zwar mehr Umstiege, bietet dafür aber unterwegs schöne Einblicke in Kyotos urbane Landschaft.
Eizan-Bahn + Hiei-zan-Seilbahn: Die Panoramafahrt
Sobald du Yase-Hieizanguchi erreichst, benötigst du zwei Seilbahnabschnitte, um den Gipfel zu erreichen. Wenn du das Garden Museum Hiei oder den Enryaku-ji-Tempel besuchen möchtest, kaufe direkt Tickets für beide Strecken.
🚡 Erster Abschnitt: Eizan Cable
Die Eizan Cable ist Japans längste Standseilbahn – rund neun Minuten geht es durch dichtes Grün bergauf. Mit etwas Glück begegnest du sogar Wildhirschen; auf unserer Fahrt sahen wir zwei auf dem Hinweg und einen weiteren, der auf dem Rückweg gemütlich am Straßenrand lag.
Steige am Panorama Square aus – auf Japanisch „kawarake-nage“ – um in die nächste Seilbahn umzusteigen. Die Aussicht hier ist spektakulär: ein vollständiger 360-Grad-Blick über die umliegende Bergwelt. Probier unbedingt die lokale Tradition aus, kleine Tonteller für Glück zu werfen – ein charmanter Brauch, besonders wenn du daran glaubst, ein wenig Pech mit gutem Schwung wegschleudern zu können!
Tipp: Die Hin- und Rückfahrt für beide Abschnitte kostet 1.800 Yen pro Erwachsenem (Einzelfahrt: 900 Yen). Nur der erste Abschnitt kostet 1.100 Yen (Hin- und Rückfahrt; Einzelfahrt 550 Yen). Das Kombiticket ist am unkompliziertesten – und insgesamt die beste Wahl.
🚠 Zweiter Abschnitt: Eizan Ropeway
Am Panorama Square steigst du in die Eizan Ropeway um – nur drei Minuten bis zum Gipfel. Direkt beim Ausgang wartet das Highlight: das Garden Museum Hiei, ein überraschend üppiger Garten auf 840 Metern Höhe (Eintritt erforderlich).
Geheimtipp: Garden Museum Hiei
Unsere Tickets kosteten jeweils 1.200 Yen – und waren jeden Cent wert für diese unerwartete Oase auf dem Berggipfel. Der Garten ist voller saisonaler Blumen: Tulpen im Frühling, Hortensien im Frühsommer und dazu Keramiktafeln mit Werken von Monet und Renoir, die zwischen den Blüten versteckt sind. Unbedingt den Observation Tower besteigen – von dort hast du einen beeindruckenden 360-Grad-Blick über die gesamte Kinki-Region. Außerdem gibt es einen kleinen Laden, die Maison de Fleur, der Souvenirs und Bio-Kekse verkauft.
Wenn du Zeit hast, lohnt sich ein Stopp im Café de Paris für ein Mittagessen (derzeit geschlossen, normalerweise aber bis 17 Uhr geöffnet). Bei unserem Besuch waren wir knapp in der Zeit und konnten es daher nicht ausprobieren.
Weitere Stopps, wenn du Zeit hast
☞ Enryaku-ji-Tempel (UNESCO-Weltkulturerbe)
Nimm dir 1–2 Stunden Zeit, um ihn wirklich zu genießen.
☞ Tempel Rurikō-in
Nur im Frühling und Herbst geöffnet: Frühling (13. April–16. Juni), Herbst (1. Oktober–15. Dezember).
☞ Rundroute auf dem Berg Hiei
- Mit der Seilbahn hinauffahren
- Den Enryaku-ji besuchen
- Mit der Sakamoto-Seilbahn hinunterfahren
- Mit der JR-Kosei-Linie zurück zum Kyoto Bahnhof
📍 Kurze Tipps vor der Abreise
Beste Jahreszeiten: Herbstlaub (Ende Oktober bis Mitte November) oder frisches Grün im Frühsommer.
Wetter: An klaren Tagen hast du die besten Aussichten auf den Biwa-See und Kyotos Stadtpanorama.
Zeitplanung: Die letzte Seilbahn fährt gegen 17:45 Uhr talwärts (je nach Saison leicht unterschiedlich) – plane also entsprechend.
Verpflegung: Am Gipfel gibt es einen kleinen Kiosk mit Snacks und leichten Gerichten. Trotzdem ist es sinnvoll, eigene Snacks und Wasser mitzunehmen.
Berg Hiei – Fragen & Antworten
- Q: Wie viel Zeit brauche ich allein für das Garden Museum?
- A: Etwa 1,5 Stunden für die Anfahrt und 2–3 Stunden im Garten (plus Kaffeepause) – ein halber Tag ist ideal.
- Q: Lohnt sich der Besuch bei schlechtem Wetter?
- A: Bei Regen lieber auslassen. Bei bewölktem Wetter bleibt es dennoch ruhig, und der Garten wirkt weiterhin wunderschön. Hinweis: Bei starkem Wind oder Unwetter kann die Seilbahn den Betrieb einstellen – prüfe daher vorher die Wettervorhersage.
- Q: Kann ich auch hinunterwandern, statt die Seilbahn zu nehmen?
- A: Ja! Viele Wanderer fahren hinauf und gehen zu Fuß zurück ins Tal.
- Q: Hat der Enryaku-ji-Tempel Eintrittsgebühren?
- A: Ja – der Pass für die Ost-, West- und Yokawa-Bereiche kostet 1.000 Yen für Erwachsene und 300 Yen für Kinder.
- Q: Muss ich Tickets für die Seilbahn im Voraus kaufen?
- A: Nein – du kaufst sie direkt vor Ort. Während der Herbstsaison oder an Wochenenden kann es jedoch zu Warteschlangen kommen.
- Q: Muss ich zwingend die Seilbahn benutzen?
- A: Nicht unbedingt. Es gibt mehrere Wanderwege, die allerdings 2–3 Stunden dauern und teils steil sind.